Sucre - La Ciudad Blanca

Unser nächstes Ziel ist Sucre, die konstitutionelle und historische Hauptstadt Boliviens. 

 

Von Potosí bis Sucre sind es gerade einmal 150 km - drei Stunden Busfahrt sind ja leicht zu bewältigen. Nach etwa der Hälfte der Strecke geht dann erst einmal nichts mehr. Vor uns stehen schon einige Busse und LKWs. Wir hören, dass Demonstranten  die Straßen blockieren. Da erst einmal Stillstand angesagt ist, schauen wir uns die Situation einmal näher an. Die Demonstranten haben die Straße mit Steinen, Glas und Ästen großflächig blockiert, aber noch sieht alles friedlich aus. Nach und nach nähern sich dann aber immer mehr Polizeifahrzeuge. Was das noch werden wird? Neugierde, Sorge - ein wenig von Allem. 

 

Wir kommen mit den Polizisten in Kontakt und die freuen sich, dass wir aus Deutschland kommen. Die Blockade wird erst einmal nebensächlich. Ein wenig Smalltalk  und sie erzählen uns, dass wir  wohl  mit zwei Stunden Wartezeit rechnen müssen. 

Also gehen wir zurück zum Bus und warten. Die Schlange hinter uns wird immer länger. Mittlerweile finden wohl auch Gespräche mit den Demonstranten statt. An eine Weiterfahrt ist aber weiterhin nicht zu denken.

Auf einmal kommt Bewegung in die Sache. Die Busfahrer haben eine Lösung  gefunden. Wir müssen aussteigen und mit unserem Gepäck an der Blockade vorbei etwa  1 km auf die gegenüberliegende Seite gehen. Dort steht der Bus aus Sucre, der nach Potosi wollte und ja auch nicht auf unsere Seite kommt. Er wird nach Sucre umkehren und uns vorher einsammeln. Gleiches gilt für die Passagiere aus Sucre, die nach Potosí wollen -  sie werden dann "unseren" Bus nehmen, der zurück fährt. 

 

Erst einmal verursacht unsere Situation ein etwas mulmiges Gefühl und wir stellen uns die Frage, was wird wohl passieren, wenn wir an den Demonstranten vorbeigehen? Es gibt aber keine andere Möglichkeit, wollen wir nicht zurück nach Potosī. Also nehmen wir unser Herz in die Hand, schultern unseren Rucksack und gehen - mit wachsamen Augen-  an den Demonstranten vorbei. Alles  geht ruhig zu und verläuft ohne Komplikationen, keiner wird belästigt. Am Nachmittag erreichen wir dann Sucre.  

Wo liegt Sucre?

Sucre, eine Stadt mit rund 300.000 Einwohnern, ist bekannt als die weiße Stadt „La Ciudad Blanca“. Die Stadt liegt im südlichen Teil Boliviens auf 2.808 m Höhe. Sucre ist umgeben von einer wunderschönen Berglandschaft und war einst unter dem Namen "La Plata" ein bedeutender Gerichts-, Finanz- und Verwaltungssitz der spanischen Krone. Sucre gilt als die Wiege der Unabhängigkeit Boliviens. Hier ertönte am 25. Mai 1809 der erste Ruf nach Unabhängigkeit in Südamerika. 

 

Die Unesco hat 1991 die gesamte Altstadt als Ensemble zum Weltkulturerbe erklärt, da sie als eines der besten Beispiele einer südamerikanischen Kolonialstadt gilt.  

 

Sehenswertes in Sucre

Sucre - la Ciudad Blanca. Und die  Stadt ist tatsächlich weiß. Alles wirkt sauber und aufgeräumt. Eine Wohltat für unsere Augen. Kirchen und die prunkvollen Häuser der Kolonialzeit reihen sich wie Perlen aneinander und die engen Gassen mit ihren weißen Fassaden zeigen die historische und kulturelle Vergangenheit Sucres. Im inneren Kern der Stadt befindet sich kein Gebäude, das  nicht den typischen quadratischen Grundriss mit Innenhof und Brunnen aufweist, nicht weiß getüncht ist oder kein mit Tonschindeln gedecktes Dach hat. Das Einzige, was dieses schöne Bild ein wenig trübt, sind die zahlreichen alten Busse und Autos, die in  den engen Gassen im Stau stehen und einem das Gefühl geben, ständig von einer Abgaswolke umgeben zu sein. 

 

Casa de la Libertad

Eine besondere Attraktionen in Sucre ist die Casa de la Libertad, in der die Unabhängigkeitserklärung des Landes am 6. August 1825 unterzeichnet wurde. Das Gebäude, das 1701 erbaut wurde, fungierte bis 1889 als Parlamentspalast. Heute ist es das bedeutendste Museum über die Geschichte Boliviens.

Monasterio La Recoleta

Den schönsten Blick über die Stadt hat man bekanntlich von oben. Wir steigen Stufe um Stufe, denn der  "Mirador La Recoleta" liegt hoch oben auf einem Hügel südlich der Stadt. Von hier hat man einen wunderschönen Panoramablick - und wir kommen mehrfach hierher. Der Platz ist auch sehr beliebt bei  Hochzeitspaaren, wir haben nicht wenige getroffen, die dort ihren großen Tag in wohl hunderten Fotos festhalten.

 

Direkt gegenüber befindet sich das   Kloster La Recoleta, dass im Jahr 1601 von Franziskanern gegründet wurde und im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden kann. Derzeit wird es nur noch von wenigen Mönchen bewohnt. 

Sonntagsmarkt in Tarabuco

Wir wollen auf einen Markt, ein wenig eintauchen in die Welt der bolivianischen Bevölkerung. Mit dem Colectivo (Kleinbus) geht es ins 60 km entfernte Tarabuco. Das Bus ist mit vierzehn  Sitzplätzen ausgestattet und gestartet wird, wenn der Bus voll ist. Und wie voll er ist. In unserem Fall sind es 18 Personen, dazu noch  unzählige Taschen und Kisten, in denen das ganze Hab und Gut transportiert wird. Wir sitzen sehr beengt, haben kaum mehr Platz als eine Pobacke, unsere Füsse hängen irgendwo in der Luft  und wir haben eine rund 90-minütige Fahrt auf  Schotterstraßen vor uns. Es ist keine gemütliche Fahrt. Aber so ist das nun mal, wenn man für wenig Geld irgendwo hin kommen will. Ein amerikanisches Paar, das wir schon in Sucre kennengelernt haben, hat für die Fahrt mit dem Taxi nach Tarabuco  50 US-Dollar gezahlt, wir hingegen keine 5 Euro. Man muss Prioritäten setzen. 

Angekommen in Tarabuco fühlen wir uns wieder einmal in eine andere Welt versetzt. 

Nur vereinzelt sind hier Touristen zu sehen und dieser Markt ist sicherlich noch einer der authentischsten Märkte Boliviens. 
Auf dem Markt sticht die Bekleidung der Yampara-Siedler hervor. Ponchos, Mützen und Decken in verschiedenen Farben sind Teil der Garderobe der indigenen Bauern. Sie repräsentieren die Farben ihrer Gemeinden. Die  Yampara-Familien kommen von weit her aus den ländlichen Gegenden und bieten  auf dem Markt ihre Produkte an. Sie kommen mit dem Bus, dem LKW und nicht wenige laufen viele Kilometer zu Fuß. Einige kamen mit Eseln. Uns wurden sie zum Kauf angeboten, aber dann wäre es wohl schwierig mit unserem Rückflug geworden. 

Immer am 12. März eines jedes Jahres findet in Tarabuco ein Festival - ähnlich wie bei uns der Karneval - statt, bei dem auch Musik und Tänze aus der Inkazeit vorgeführt werden. Höhepunkt ist dabei der Kriegstanz Phujllay, der zu Ehren der gewonnen Schlacht gegen die Spanier 1816 vollführt wird. 

Wir genießen den letzten Tag  in Sucre und stärken uns mit Vitamindrinks in der Markthalle.

Sucre ist eine charmante Stadt, in der man es ein paar Tage oder auch länger sehr gut aushalten kann. Das Klima ist angenehm und in der Stadt selbst gibt es alle Annehmlichkeiten, die man für einen entspannten Aufenthalt braucht. Wir haben einige Europäer kennengelernt, die dort mehrere Wochen verweilen und das kann man sehr gut nachvollziehen. Für uns geht es jedoch weiter in die Millionenstadt La Paz - das wird sicherlich ein Kontrastprogramm. Aber wir sind schon sehr gespannt. 

 

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