Bogotá - das pulsierende Herz Kolumbiens

Unsere Reise durch Kolumbien im Jahr 2020 war ausschlaggebend für unsere dreimonatige Reise durch Südamerika vier Jahre später. Daher möchten wir hier auch unsere Erlebnisse aus Kolumbien Revue passieren lassen.

 

Kolumbien galt lange Zeit als eines der gefährlichsten Länder der Welt und viele, die von unserem Plan hörten,  durch Kolumbien reisen zu wollen, hatten Bedenken und wollten uns davon abraten. Doch gute Ratschläge bekommt man meistens von denen, die kaum die Grenzen Europas verlassen haben und immer noch der Meinung sind, außerhalb Europas höre das Leben auf und man bewege sich dort ausschließlich in unterentwickelten Ländern.

 

Bei einer Reise durch Myanmar einige Jahre zuvor, hatten wir einen jungen Schweizer kennengelernt. Er hatte uns immer wieder begeistert über seinen mehrwöchigen Aufenthalt in Kolumbien berichtet und davon, wie freundlich die Menschen dort seien.  Letztendlich haben seine Erzählungen uns auch dazu bewogen, dieses Land kennen zu lernen. 

 

In der Silvesternacht 2019/2020 befanden wir uns dann tatsächlich auch in der Luft auf den Weg nach Kolumbien. Über die Lautsprecher des Flugzeugs ertönte um Mitternacht auf der Höhe von Spanien das Lied  "FELIZ NAVIDAD". Also mit der Sprache lagen wir schon mal auf Kurs. Gute Vorsätze für das neue Jahr haben wir keine  - aber wir sind ein wenig nervös und gespannt, was uns in Kolumbien erwartet. Es sind gemischte Gefühle. Waren wir vor mehr als dreißig Jahren einmal in Mexiko und die Erlebnisse dort hatten uns nicht so begeistert. Doch das ist Geschichte und Kolumbien  ein anderes Land  - wir wollen offen für alles sein.

 

Morgens um 04:00 Uhr erreichen wir den Flughafen von Bogotá, eine Millionenmetropole,  die sich  auf über 2.600 Meter Höhe befindet  und weit über 7,5 Millionen Einwohner beheimatet. Zwei Berge, der Guadalupe und der Monserrate umgeben Bogota. Bedingt durch die Höhe liegt die durchschnittliche Temperatur bei erfrischenden 13 Grad Celsius. Von dort geht es mit dem Schnellbus (Transmilenio) in die Innenstadt. Das Transmilenio-Netz ist hervorragend - die Busse haben abgetrennte Fahrspuren, auf denen keine Autos fahren dürfen -  und in  kurzer Zeit erreichen wir unser Hotel, in dem wir sofort einchecken und noch ein wenig schlafen können. Das ist doch einmal ein Auftakt. 

 

Nach dem Frühstück starten wir unsere Tour durch die Stadt. Es ist Neujahr und alles ist ruhig, fast gespenstig.  Eine Stadt, die sich am ersten Tag des neuen Jahres nahezu menschenleer präsentiert. Die Nachwehen der Silvesternacht forderten ihren Tribut ein. Restaurants, Cafés und selbst die bekannten Fast-Food-Ketten sind geschlossen. Man kann sich das kaum vorstellen - eine  Millionenstadt und kaum eine Person ist auf der Straße.  Nur ab und an huscht ein Radfahrer an uns vorbei. Die Stadt ist fast wie tot. Noch spüren wir nichts von einer pulsierenden Hauptstadt Kolumbiens. Für uns fühlt sich alles noch ein wenig seltsam an.  Auf der einen Seite haben wir immer wieder gehört, dass man aufpassen muss - auf der anderen Seite sind wir hier fast alleine in dieser riesigen Stadt unterwegs. Museen und sonstige Sehenswürdigkeiten sind ebenfalls geschlossen. Nur die Schachspieler sitzen in der Fußgängerzone.

Später erfahren wir,  dass die die meisten Betriebe Ihren Mitarbeitern am Neujahrstag frei geben. Dieser Tag gehört der Familie. Eine tolle Sache für die Menschen und uns bietet sich die Gelegenheit, Bogota Light während des Tages zu erkunden. 

So nahmen wir das Angebot der Stadt an und schlenderten zunächst durch die Straßen mit all seinen bunten Bildern und bewunderten das Open Air Museum. Dies sollte erst der Start sein, denn    während unserer Reise haben wir  noch viele farbenfrohe Graffitis und Street Art-Kunst in Kolumbien bewundert. Allerdings führte ein trauriger Anlass, bei der die Polizei 2011 einen 16-jährigen Graffiti-Künstler beim Unterschreiben eines seiner Werke erschossen hatte, zu dieser sehr schönen Ausdrucksweise der Straßenkunst. Der Tod des Künstlers  führte in der Stadt zu massiven Protesten und die Regierung legalisierte daraufhin die Graffitis.

 

Sehenswertes in Bogotá

La Candelaria - das historische Viertel

Wir durchstreifen la Candelaria,  das historische und kulturelle Zentrum der Stadt. Straßen mit Kopfsteinpflaster, beschauliche Plätze und bunt bemalte Häuser zeugen hier vom kolonialen Erbe. Dieses Stadtviertel ist ein geschichtsträchtiger Ort, denn hier fanden viele wichtige Ereignisse in der Geschichte der kolumbianischen und südamerikanischen Unabhängigkeit statt. Hier befinden sich auch zahlreiche Museen - unter anderem das auch sehenswerte Museo del Ora,  Restaurants und Cafés, die aber alle bei unserem Besuch am Neujahrstag geschlossen waren.

Plaza de Bolivar

Aber dann,  am späten Nachmittag,  erwacht dann doch noch das Leben in der Stadt.  Die Leute strömen auf den Plaza Bolivar.  Hier ist  das Machtzentrum Kolumbiens:  Justizpalast,  Kapitol und Rathaus - alles vereint an einem Platz. Natürlich residiert auch dort der  Kirchenfürst. Die Kathedrale der „Unbefleckten Empfängnis“, die "Catedral Primada de Colombia“ ist die Größte des Landes und Sitz des Erzbischofs   von Bogotá und Primas von Kolumbien. Die Kathedrale wurde 1975 in die Liste der Nationalen Denkmäler Kolumbiens aufgenommen. 

Cerro Monserrate - Panoramablick über Bogotá

Dort, wo Berge sind, hat man immer die Möglichkeit, die Welt von oben zu betrachten. Also sind wir gleich am 2. Januar auf den Cerro Monserrate  Er thront im Südosten auf 3.152m Höhe über der Stadt und ist von überall sichtbar. Schon am Eingang sehen wir die vielen Menschen. Es ist Sonntag und sehr viele Familien sind unterwegs. Wir entscheiden uns, ausnahmsweise die Seilbahn nehmen. Die Alternative bedeutet, mehr als 1000  Stufen zu bewältigen. Rund zwei Stunden soll der Aufstieg dauern. Doch der  Nachtflug macht sich bei uns bemerkbar und wir sind noch ein wenig müde. Zudem spüren wir jetzt schon die dünne Höhenluft und wollen nicht noch weitere 500 Höhenmeter  bewältigen. 

 

Hoch oben, auf knapp 3200 Meter Höhe über dem Meeresspiegel, wartet nicht nur eine Kapelle auf die Besucher, sondern auch ein historischer Kreuzweg, der das Leiden Jesu Christi darstellt. Der katholische Glaube ist in Kolumbien noch sehr verwurzelt. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass  der Cerro Monserrate eine Pilgerstätte ist. An einem Karfreitag sollen es bis zu 25.000 Gläubige sein.

 

Was nicht fehlen darf, sind Souvenirshops und Restaurants und - natürlich gibt es die auch. Doch dafür haben wir keinen Blick. Uns fasziniert mehr der Panoramablick auf die gesamte Stadt und die sich dahinter erstreckenden grünen Täler. So hatten wir gleich zu Beginn einen guten Eindruck über das Ausmaß der Stadt. Den Rückweg treten wir dann auch zu Fuß an, bleiben aber immer wieder stehen und genießen die tolle Rundumsicht. Es ist schon Nachmittag, mittlerweile sehr warm und noch immer steigen  zahlreiche Kolumbianer die Treppen hoch. Man sieht allen die Strapazen an.  Umso mehr sind wir verwundert, dass  sich auch  viele ältere Menschen  die steilen Stufen hinauf schleppen.

 

Doch was tut man nicht alles für den Glauben? Oder versetzt der Glaube Berge? 

 

Museo Botero

Zeit für Kunst muss immer sein. Fernando Botero (+15.09.2023) ist der bekannteste Künstler Kolumbiens und überall im Land, aber inzwischen auch weltweit. Auch in Deutschland, Bamberg, befindet sich eine Skulptur von ihm. Er wurde durch seinen Stil - korpulente Menschen und Tiere ästhetisch in Bildern und Skulpturen abzubilden - berühmt. Das Museum befindet sich im historischen Zentrum, in einem kolonialen Herrenhaus, das bis 1955 als Erzbistum der Stadt Bogotá diente. Später wurde es von der Zentralbank Kolumbiens übernommen und zu einem Museum umgebaut. Botero spendete der Bank seine Kunstsammlung mit 208 Werken, wovon der Künstler selbst 123  Exponate erschaffen hat. Die übrigen 85 stammen von internationalen Künstlern, darunter auch  Meisterwerke von Marc Chagall, Pablo Picasso, Joan Miró oder Claude Monet. Der Bau mit seinen Säulengängen beeindruckt uns. Und zum Schluss des Rundgangs kann man im Garten-Café die auf den ersten Blick skurril wirkenden  Kunstwerke auf sich wirken lassen. 

 

Der erste Eindruck von Bogotá war dann doch  vielversprechend. So kann es weitergehen - für uns geht es in das 160 km entfernte Villa de Leyva, bequem mit dem Bus in etwas mehr als drei Stunden zu erreichen. 

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