Die Thüringer Städtekette ist ein Radfernweg und Teil der D4-Route des deutschlandweiten Fernradwanderwegenetz. Er verbindet auf etwa 230 Kilometern sieben der schönsten Thüringer Städte und führt durch die landschaftlich reizvolle Gegend Thüringens. Er beginnt in Eisenach und endet in der Skatstadt Altenburg.
Einige historisch sehr bedeutsame Städte auf dieser Route haben wir uns angeschaut:
- Die weltbekannte Wartburg in Eisenach, dem Geburtsort Johann Sebastian Bachs
- Die alte Herzogsstadt Gotha mit dem majestätischen Schloss Friedenstein
- Erfurt, bis ins 17. Jahrhundert hinein eine bedeutende kirchlich geprägte Wirtschaftsmetropole mit einflussreicher Universität
- Weimar, dem europaweit bekannten Zentrum für Kunst und Kultur. Hier wurde nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die Erste demokratische Reichsverfassung verabschiedet und Weimar zur Hauptstadt des neu gegründeten Landes Thüringen ernannt. Nach der Wende erfolgte die Ernennung Erfurt zum Regierungssitz des Bundeslandes Thüringen
- Rudolstadt - die Schillerstadt - wenngleich diese auch nicht Teil der "Thüringer Städtekette" ist
Erfurt
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 742 und somit ist Erfurt eine alte Stadt, die viel zu bieten hat. Die Stadt war abwechselnd unter Mainzer, schwedischer, französischer und preußischer Herrschaft. Erfurts Kaufleute pflegten Handelsbeziehungen mit nahezu allen bedeutenden Städten Europas; man exportierte Wald, das beliebte mittelalterliche Blaufärbemittel und importierte Tuche und Gewürze. Der bekannte Rechenmeister Adam Ries ließ hier seine ersten Rechenbücher drucken. Bereits 1379 erhielt Erfurt das Privileg für die älteste Universität im heutigen Deutschland, deren bekanntester Student und Lehrer Martin Luther war und gelangte zu Weltruhm. Mit dem Eintritt Luthers ins Erfurter Augustinerkloster 1505 begann das Ringen um die Grundeinsichten der Reformation. Noch heute kann eine Zelle, wie sie Luther bewohnte, im Kloster besichtigt werden.
Die in großen Teilen intakte historische Altstadt zeugt von der wechselvollen Geschichte Erfurts und Erfurt ist seit September 2023 offiziell Teil des Menschheitserbes. . Seit kurzem (September 2023) ist Erfurt offiziell Teil des Menschheitserbes. Den UNESCO-Welterbetitel erhielten die Alte Synagoge, eine der ältesten, größten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Synagogen, die Mikwe mit Baubeginn im 12. Jahrhundert sowie ein jüdischer Profanbau des 12. und 13. Jahrhunderts, das sogenannte „Steinerne Haus“.
Den besten Überblick hat man vom „Balkon der Stadt", der Zitadelle Petersberg, einer monumentalen Festungsanlage. Seit 1990 wird diese mit viel finanziellem Aufwand detailgetreu restauriert. Unterhalb des Petersbergs erstreckt sich der weitläufige Domplatz mit dem imposanten Ensemble aus Dom St. Marien und der Severinskirche. Alljährlich im Sommer finden hier die Domstufen-Festspiele statt. Bei unserem Besuch konnten wir schon einmal einen ersten Blick auf die Kulisse erhaschen. Leider waren wir zu früh dran, so dass wir nicht in den Genuss der Festspiele kamen.
Die Stadt lässt sich hervorragend zu Fuss erkunden - hier ist es überwiegend autofrei. Nur ab und an rattert die Straßenbahn an einem vorbei. Rote Ziegeldächer, Türmchen und farbenfrohe Fassaden prägen das Stadtbild. Durch die verwinkelten Gassen gelangt man zur Krämerbrücke, das Wahrzeichen der Stadt. Die Krämerbrücke ist die längste bebaute und bewohnte Brücke Europas. Ursprünglich war die Brücke aus Holz gebaut und jeder, der auf der Handelsstraße von Ost nach West reiste, musste dieses Nadelöhr passieren. Das veranlasste die Händler dazu, sich hier niederzulassen, um hier ihren "Kram" zu verkaufen. Im Jahre 1325 wurde die Holzbrücke durch eine Steinbrücke ersetzt und die ursprünglich 62 Häuser wurden zu 32 Häusern zusammengelegt. Noch heute dreht sich in den Fachwerkhäusern alles um Handwerk und Tradition. Es gibt Galerien und Lädchen, in denen man Klassiker wie Thüringer Blaudruckstoffe, handbemalte Keramik, Glaskunst, Schmuck und sonstige länderspezifische Spezialitäten kaufen kann. Unter der Krämerbrücke fließt die Gera hindurch - mehr ein Rinnsal, denn ein Fluss, in dem die Kinder plantschen und an dessen Wiesen sich die Bewohner Erfurts und die Besucher auf Bänken und Picknickdecken gemütlich machen. Einen schönen Blick in die Gassen und auf die Gera hat man vom Turm der Ägidienkirche.
Der Erfurter Anger ist der zentrale Platz der Stadt und ein architektonisches Kaleidoskop. Schon im 6. Jahrhundert n. Chr. wurde hier Handel getrieben - und daran hat sich bis heute nichts geändert. Patrizierhäuser aller Stilepochen zeigen den einstigen Reichtum der Stadt. Das Sehenswerteste ist die Stadt selbst - ein einziges Museum.
Auch der Fischmarkt zählt mit seinen stattlichen Häusern aus verschiedenen Epochen zweifellos zu den interessantesten Altstadtplätzen Deutschlands. Er wurde erstmals im Jahr 1293 erwähnt. Das dominanteste Gebäude am Platz ist das Rathaus. Das Haus zum breiten Herd gehört zu den beeindruckendsten Bauten der Renaissance. Die alte Synagoge, der Kornhofspeicher, die Waagegasse, das Augustinerkloster und noch vieles mehr gibt es in Erfurt zu entdecken.
Wir übernachten auf dem Campingpark-Erfurt, ein familiär geführter, gemütlicher und sehr sauberer Campingplatz am Stadtrand, jedoch nah genug am Zentrum Erfurts gelegen. Die Zeltwiese bietet viel Platz. Außer uns sind aber - obwohl Ferien in Thüringen sind - nur noch fünf Zelte und einige Wohnmobile dort. Einkaufsmöglichkeiten für das Frühstück am nächsten Tag gibt´s in unmittelbarer Nähe - was will man mehr?
Landpartie durch das Nessetal
Da wir unsere Route nicht am Startpunkt der Thüringer Stättekette in Eisenach, sondern in Erfurt begonnen haben, heißt es nun für uns "Wie kommen wir nach Eisenach, ohne eine Route doppelt zu fahren? Wir entscheiden uns für den Nessetal-Radweg. Der Nessetal-Radweg beginnt in Erfurt am Benediktsplatz und endet am Eisenacher Marktplatz. Länge: 53 km.
Die Nesse entspringt im Erfurter Stadtteil Alach, führt durch den Norden des Landkreises Gotha und mündet in Eisenach in die Hörsel. Es ist sehr heiß und der größte Teil des Radweges führt uns vorbei an vielen Ackerflächen, auf denen die Mähdrescher gerade ihre Runden drehen. Man hat das Gefühl, um uns herum staubt es überall. Ort für Ort kämpfen wir uns durch. Auf der Suche nach einem Café´. Oder zumindest einem Supermarkt, in dem es etwas Essbares gibt. Teilweise ist es wie ausgestorben. Wo sind all die Bewohner? Irgendwann treffen wir dann tatsächlich eine Frau, die uns den Weg zu einem neuen Supermarkt weist. Auf dem letzten Drittel von Warza bis zum Flugplatz Kindel verläuft der Radweg auf einer alten Bahntrasse. Von dort geht es weiter nach Eisenach.
Oberhalb von Eisenach finden wir einen Platz für unser Zelt im "Camping im Garten", ein mit viel Liebe gestalteter und privat geführter kleiner, gemütlicher Campingplatz inmitten von Obstbäumen und naturnahen Wiesen.
Eisenach - ein Stadtspaziergang
Luther, Bach und die Automobilindustrie prägten einst die Stadt. Richard Wagner ließ sich hier zu seiner Oper "Tannhäuser" inspirieren. Die Sehenswürdigkeiten liegen nah bei einander und lassen sich gut im Rahmen eines Spazierganges entdecken.
- Lutherhaus - Im wohl ältesten Fachwerkhaus Thüringens soll Martin Luther zwischen 1498 und 1501 als Lateinschüler einen Teil seiner Schulzeit bei der Familie Cotta verbracht haben. Heute hat die Stadt Eisenach ein modernes Museum für den Reformator geschaffen und ist eines der Höhepunkte von Eisenach. Das Lutherhaus wurde 2016 mit dem ICONIC AWARD 2016 in der Kategorie „Architecture – Best of Best“ ausgezeichnet.
- Bachhaus -das „klingende Museum“ zeigt die weltweit größte Ausstellung zum Leben und Wirken des Komponisten Johann Sebastian Bach, der 1695 in Eisenach geboren wurde
- Reuter-Villa: zeigt die zweitgrößte Wagner-Sammlung der Welt
- Automobile Welt Eisenach - hier, im Werksgebäude von 1935 rollte einst der berühmte Wartburg vom Band.. Das Museum dokumentiert die über 120-jährige Tradition des Automobilbaus in Eisenach von 1898 mit der Fahrzeugfabrik Eisenach AG über die DIXI-, BMW- und Wartburg-Ära bis in die Gegenwart mit der Adam Opel AG seit 1991.
- Thüringer Museum Stadtschloss - Das Mitte des 18. Jahrhunderts entstandene Stadtschloss wurde im Auftrag des Herzogs Ernst August durch Gottfried Heinrich Krohne errichtet. Heute wird es vom Thüringer Museum für Sonderausstellungen und die kostbare Porzellansammlung präsentiert.
Die Wartburg - UNESCO-Welterbe
Am nächsten Morgen radeln wir zur Wartburg hoch. Man muss schon etwas strampeln. Von unserer Unterkunft liegt die Wartburg etwa 7 Kilometer entfernt. Leider kommt man auch mit dem Rad nicht bis zur Burg hoch. Spätestens am Kassenhäuschen ist Schluss. Aber es gibt ausreichend Fahrradständer und auch Fahrradboxen. Von hier aus gelangt man zu Fuß entweder über eine steile Treppenanlage oder man wählt den etwas längeren, aber dafür weniger steilen Fußweg. Wir entscheiden uns für kurz und steil. Für diejenigen, die nicht gehen wollen oder können, gibt es einen Bus-Shuttle.
Die fast 1000 Jahre alte Wartburg ist eine der bekanntesten Burgen Deutschlands. Als erste Burg zählt sie seit 1999 zum UNESCO Welterbe. Die Wartburg ist mit dem Wirken von Persönlichkeiten verbunden, die für die deutsche und europäische Geschichte, Kunst und Kultur bedeutsam waren.
Die Heilige Elisabeth lebte und wirkte im frühen 13. Jahrhundert hier. Bekanntester Bewohner der Wartburg war jedoch Martin Luther, der hier vor der Verfolgung durch den Kaiser versteckt wurde, nachdem er seine Thesen nicht widerrufen wollte. Während seines Aufenthalts auf der Wartburg 1521/22 übersetzte er das Neue Testament von der griechischen Originalsprache ins Deutsche. Lehre und Wirken des Kirchenreformators führten zur Entstehung der evangelisch-lutherischen Kirche.
Von hier oben hat man einen phantastischen Ausblick über das Thüringer Land.
Genug der Kultur in Eisenach - wir wollen weiter nach Gotha, etwa 40 Kilometer entfernt. Und wir starten auf den Radfernweg der "Thüringer Städtekette". Die Fahrt ist gemütlich, ohne Steigungen, vorbei an den den Orten Wutha, Schönau, Sättelstädt - Namen, die wir noch im Leben gehört haben. In Laucha finden wir ein Restaurant in einem wunderschönen Park gelegen - hier machen wir eine kleine Mittagspause. Am Nachmittag erreichen wir die nächste Etappe: Gotha
Gotha - Barock und Renaissance in einer Stadt
In alten Reisebeschreibungen wird Gotha oft als die schönste und reichste Thüringer Stadt dargestellt. Erstmals schriftlich erwähnt wird Gotha als "villa gotaha" in einer Urkunde Karls des Großen im Jahre 775. Heute leben in Gotha etwa 46.600 Einwohner und ist die fünftgrößte Stadt Thüringens. Und tatsächlich trumpft Gothas malerische Innenstadt architektonisch mit vielen Schmuckstücken aus Barock und Renaissance auf. Die Sehenswürdigkeiten liegen nah beieinander und lassen sich im Rahmen eines Spaziergangs erkunden.
Das rote Rathaus ist der unübersehbare Mittelpunkt des Hauptmarktes und teilt den innerstädtischen Platz in den oberen und den ehemals Jacobsplatz genannten unteren Hauptmarkt. Das Rathaus wurde 1567 nach dem Grumbachschen Händeln als massives Kaufhaus mit Läden im Erdgeschoss errichtet und diente Herzog Ernst dem Frommen während des Baus von Schloss Friedenstein als Wohnstätte. Heute ist das malerische Renaissance-Gebäude Sitz des Oberbürgermeisters und des Standesamtes. Der Turm auf der Südseite ist zugänglich und bietet von seiner 23 Meter hohen Plattform einen herrlichen Blick auf Schloss, Wasserkunst und das gesamte Stadtgebiet. Die nördliche Giebelseite des Rathauses zählt zu den schönsten Renaissancefassaden in Mitteldeutschland.
Schloss Friedenstein
Ein Bauwerk dominiert seit fast 380 Jahren Gothas Stadtbild: Schloss Friedenstein. Es ist der größte barocke Schlossbau Deutschlands und gehört nach wie vor zu den eindrucksvollsten Schlossanlagen des 17. Jahrhunderts. Mit seinen unterschiedlich geformten Ecktürmen thront das Schloss oberhalb der Stadt. Um das Schloss herum erstreckt sich eine englische Parklandschaft mit Seen und Pavillons, gewundenen Wegen und altem Baumbestand und für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie ist neben Wörlitz der älteste Landschaftspark auf dem europäischen Kontinent.
Die Einrichtungen und Sammlungen auf dem Schloss präsentieren sich gemeinsam als „Barockes Universum Gotha“. Sie werden Besuchern in drei Museen gezeigt – dem Schlossmuseum, dem Historischen Museum und dem Museum der Natur.
Eine besondere Sehenswürdigkeit ist das im Westturm befindliche Ekhof-Theater, das älteste Barocktheater der Welt samt noch funktionierender Bühnenmaschinerie mit Schnellverwandlungsmechanik.
Für die Übernachtung haben wir uns den Campingplatz „Drei Gleichen“ ausgesucht. Vorbei an Günthersleben, Wechmar und Mühlberg. Überall erkennen wir Burgtürme und Teile alter Festungen. Doch dunkelgraue Wolken begleiten uns und wir wollen zum Campingplatz, haben Sorge, dass wir beim Zeltaufbau im Regen stehen. Aber wir haben Glück. Erst in der Nacht schüttet es aus Kübeln. Und am nächsten Morgen sieht die Welt schon wieder freundlicher aus und wir starten. Vorbei an den Orten Drei Gleichen - Mühlberg, Bischleben-Steben, Grammetal-Niederzimmern erreichen wir am Nachmittag unser nächstes Ziel: Weimar
Weimar - UNESCO Welterbe und Kulturhauptstadt
Weimar, die Kleinstadt mit rd. 66.000 Einwohnern im Herzen des Freistaats Thüringen und Kulturhauptstadt 1999 gilt geschichtlich und kulturell gesehen als einer der wichtigsten Orte in ganz Deutschland. Goethe, Schiller, Bach, Liszt, Herder – die Liste der deutscher Dichter und Denker, der Künstler und Kreativen, die in Weimar lebten und arbeiteten, ist lang. Die Wohnhäuser und Handschriften Goethes und Schiller zählen zum UNESCO-Welterbe. Dominieren in Erfurt noch eine Unmenge von Kirchen, Kirchtürmen und Bürgerhäuser, so findet man in Weimar Schlösser und Villen. Hier lebte das kulturell gebildete, wohlhabende Bürgertum der Stadt.
Das Herz der Stadt ist der Marktplatz, auf dem das Rathaus und vor allem das farbenfrohen Cranach-Haus ins Auge stechen. Der Marktplatz in Weimar ist seit ca. 1300 einer der wichtigsten öffentlichen Räume von Weimar und steht mit seinen Renaissance-Bauten ebenfalls auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.
Die Stadt selbst ist sehr überschaubar und gemütlich, alles lässt sich fußläufig erreichen. Altes Kopfsteinpflaster und Pferdekutschen, flanierende Menschen in den Gassen der Altstadt. Die Anzahl der Besucher scheint nicht abzureißen. Davon zeugen auch die zahlreichen Restaurants und Cafés. Gemessen an der Einwohnerzahl ist die Gasthausdichte fast so hoch wie in Berlin.
Bei unserem Rundgang hören wir Geigenklänge aus den Räumen der Musikhochschule, stehen am Nationaltheater vor dem Wahrzeichen Weimars, das Goethe- und Schillerdenkmal. Es ist eines der bekanntesten Denkmäler Deutschlands. Die Wohnhäuser von Goethe und Schiller sind zu besichtigen, ebenso wie Goethes Gartenhaus. Ein Besuch der weltberühmten Amalia-Bibliothek ist uns leider nicht möglich. Aufgrund der wertvollen Bücher sind die Besucherzahlen streng limitiert und man muss die Tickes im voraus buchen - das hatten wir leider verpasst. Wir wollen auch ins 2019 neu eröffnete Bauhaus-Museum. Doch auch hier Fehlanzeige - es ist Dienstag und das Museum hat geschlossen. Fast überall auf der Welt sind Museen Montags geschlossen - hier ist es der Dienstag. Verstehe einer diese Logik. Dabei war insbesondere auch das Bauhaus-Museum ein Ort, den wir unbedingt sehen wollten. Gut, dass wir unsere Routen nicht lange im Voraus planen und Unterkünfte buchen. So bleibt immer noch die Möglichkeit für spontane Entscheidungen. Da es auch kein Problem ist, auch noch eine Nacht länger auf dem Campingplatz zu verweilen, beschließen wir, noch einen Tag länger in Weimar zu bleiben und uns am nächsten Vormittag das Museum anzuschauen. Die Entscheidung war gut, denn ein Besuch im Bauhaus-Museum ist wirklich zu empfehlen.
In Weimar wird immer noch umfassend saniert, restauriert und neu gebaut Die Unterhaltung der vielen historisch wertvollen Gedenkstätten bedürfen eines enormen finanziellen Aufwandes, denn das kulturelle Erbe der Klassikerzeit soll so verarbeitet werden, dass es authentisch ist, aber auch dem heutigen Zeitgeist entspricht. Alle Museen und Ausstellungen zur Weimarer Klassik und dem Bauhaus wurden und werden neu konzipiert. Weimars Kulturgeschichte soll so besser sicht- und für die Besucher erlebbar sein. Zentraler Anlaufpunkt der neuen Museumslandschaft ist das neue Stadtschloss, welches seit Jahren aufwendig saniert wird.
Wir haben uns - insbesondere hier in Weimar - sehr oft die Frage gestellt, ob es tatsächlich notwendig ist, neben den bereits im großem Umfange geflossenen Fördermitteln, noch viele weitere Milliarden Euro zu investieren. Muss es das Ziel sein, den Besuchern hier alles sehr modern zu veranschaulichen und auch teils visuell zu präsentieren? Die Nachbarorte liegen teilweise brach, oftmals umfahren wir große Schlaglöcher und es gibt kaum Infrastruktur. Von einer Modernisierung ist man hier weit entfernt. Uns erschien alles ein wenig zu viel von Allem und es fehlt eine gewisse Balance für die Bedürfnisse der Bewohner.
Wir übernachten auf dem kleinen, gemütlichen Campingplatz Camping-Weimar-Tiefurt mit freundlichen Besitzern. Der Campingplatz, wunderschön und ruhig im Grünen mit Gartenteich angelegt, befindet sich am Schlosspark des Schloss Tiefurt, dem Sommersitz von Herzogin Amalia und "Musenort" der Weimarer Hofgesellschaft. Hier verläuft auch der Ilmtal-Radweg. Bedingt dadurch, dass wir länger als geplant in Weimar waren, müssen wir uns langsam unsere Heimreise antreten. Wir streichen Jena von unserer Liste und radeln Richtung Süden, nehmen den Ilmtal-Radweg und kommen später auf den Saale-Radweg. Rudolstadt ist unser nächstes Ziel. Ein Plan zu haben ist gut, besser ist, wenn man ihn auch ändern kann.
Rudolstadt - die Schillerstadt
Rudolstadt, eine Kleinstadt mit 25.000 Einwohnern liegt am Ufer der Saale, im Süden Thüringens. Es ist die Stadt, in der sich 1788 die Dichter Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller kennen lernten. Der Name der Rudolstadt tauchte erstmals 776 in einer Schenkungsurkunde Karl des Großen an das Kloster Hersfeld auf.
Hoch über der Stadt thront majestätisch die Heidecksburg, das Wahrzeichen Rudolstadts. Das ehemalige Residenzschloss der Grafen und Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt zählt zu den prachtvollsten Barockschlössern des 18. Jahrhunderts und zieht jährlich mehr als 100.000 Besucher an.
Unterhalb der imposanten Burganlage lädt die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen, Kirchen und Renaissancebürgerhäusern zum Verweilen ein. Aus dem früheren Bernhardinenstift, entstand der Handwerkerhof, in dem heute kleine Ladenlokale und ein Café zum Verweilen einleiden. Das Bernhardinenstift, das bis 1945 existierte, ermöglichte im 18. Jahrhundert alleinstehenden Damen adliger Herkunft eine standesgemäße Unterkunft.
Rudolstadt ist die letzte Station unserer Tour. Am Nachmittag erreichen wir in Saalfeld den Zug und treten von hier unsere Heimreise an.
Fazit unserer Fahrradreise durch Thüringen:
Die Städte sind reich an Geschichte, Musik und Poesie und auch landschaftlich macht die Tour sehr viel Spass. Die Radwege sind allesamt sehr gut ausgeschildert und in einem sehr guten Zustand. Beeindruckt haben uns hier aber vor allem die Bewohner Thüringens. Überall erlebten wir eine große Offenheit und Hilfsbereitschaft.
Unser Bericht enthält (unbezahlte) Hinweise auf Unterkünfte. Diese sind entsprechend verlinkt.
Informationen zu den Radwegen "Thüringer Städtekette", "Nessetal-Radweg", "Ilmtal-Radweg" und dem "Saale-Radweg" findet ihr unter: https://www.thueringer-staedtekette.de/
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