Vejer de la Frontera - das weiße Dorf in Andalusien

Die weißen Dörfer Andalusiens

Die Weißen Dörfer - die Pueblos Blancos - in den Provinzen Cádiz und Málaga zählen zu den Highlights einer Reise durch  Andalusien. Die meisten Dörfer stammen aus der Epoche der Mauren und sind viele Jahrhunderte alt. Sie  sind vor allem bekannt durch weiß gekalkten Häuser, liegen abseits der Hauptstraßen in idyllischen Berglandschaften und sind schon aus der Ferne ein Blickfang. Eines dieser weißen Dörfer ist Vejer de la Frontera.

 

Vejer de la Frontera ist vielleicht nicht so  bekannt wie beispielsweise Ronda, ist aber nicht minder sehenswert  und vor allem nicht so überlaufen.  Vejer gehört mit seinen rund 12.800 Einwohnern zur Comarca La Janda in der Provinz Cádiz  und thront auf einem Hochplateau, etwa 200 m über dem Meeresspiegel an der Costa de la Luz - der "Küste des Lichts". Von hier schaut man bei klarer Sicht auf die Straße von Gibraltar bis nach Afrika. 

Geschichte Vejer de la Frontera

Vejer de la Frontera war in den unterschiedlichen Epochen seiner Geschichte von vier verschiedenen Kulturen besetzt. Die Region war durch ihre strategische Lage attraktiv, denn von hier aus liefen die Boote über die Flüsse auf den Atlantik hinaus aus und viele  Völker -  Karthager, Römer, Westgoten, Araber, Byzantiner, Wandalen und die Christen - hinterliessen hier ihre Spuren. Viele dieser Spuren blieben bis heute erhalten. Die Nähe des grossen Gadir (Cádiz)  begünstigte viele neue Siedlungen in der Umgebung.

 

Nach der Eroberung durch die Araber blieb die Stadt dann auch  539 Jahre in deren Händen. Juden und Muslime lebten hier friedlich Tür an Tür.   Im 13.Jahrhundert war die Stadt sehr umkämpft zwischen Christen und Mauren und  Ferdinand III. (der Heilige) eroberte die Stadt für Kastilien. Stadt und Festung werden zur Grenze zum maurischen Herrschaftsgebiet, woher der Zusatz de la Frontera (frontera = Grenze) stammt.

 

Zum  Ende des  15. Jahrhundert war es dann mit dem  friedlichen Beisammensein vorbei.  Juden und Muslimen  mussten entweder zum Christentum konvertieren oder die Iberische Halbinsel verlassen. Geblieben sind damals nur die Ärmeren und Familien mit vielen Kindern.

Spaziergang durch Vejer - die schönsten Sehenswürdigkeiten

Eigentlich ist die Altstadt von Vejer de la Frontera selbst die Sehenswürdigkeit. 1976 wurde sie unter Denkmalschutz (Conjunto Histórico Artístico) gestellt. Es handelt sich um ein Labyrinth von Häusern, engen verwinkelten Gassen, Gässchen und Treppchen. Die Geschichte des Dorfes wird augenblicklich spürbar, wenn man sich in den Ortskern begibt. Inmitten der schmalen, verwinkelten Gassen fühlt man sich sofort wie in einer anderen Zeit. Die Mauren bauten verwinkelt und nach innen gerichtet, mit wunderschönen Patios hinter den hohen dicken Mauern. Nach außen schützten sie sich vor der Sonne mit weiß getünchten Fassaden. Traditionell wird hierfür noch heute Kalk verwendet. Jedes Jahr im Frühjahr werden hier die Wände neu gekalkt. Was ursprünglich also nur ein praktischer Sonnenschutz war, macht die weißen Dörfer  auch heute noch für Besucher so attraktiv. 

Um die Stadt vor Eindringlingen zu schützen, ließ Ferdinand III die Befestigungsmauern errichten. Die Stadtmauer ist zwei Kilometer lang, umschließt vollständig die Altstadt und ist bis heute nahtlos erhalten. Einen Teil der Stadtmauer kann man betreten und hat von dort einen tollen Ausblick auf die Umgebung 

Das Wahrzeichen des Ortes ist die Plaza España mit ihrem farbenfrohen, aus Sevilla stammenden Kacheln gestalteten Brunnen aus dem 16. Jahrhundert.  Die Plaza liegt noch außerhalb der mit der Stadtmauer geschützten Altstadt. 

An mehreren Stellen in der Stadt trifft man auf Darstellungen verschleierter Frauen. Es war in Vejer Pflicht, dass die christlichen Frauen mit der "Cobijada" verschleiert waren. Dabei war nur ein Auge frei. General Franco verbot 1939 dann die Verschleierung.

Die Kirchenfürsten regieren wie immer ganz oben - hier, auf  dem höchsten Punkt des Dorfes wurde im 14. Jahrhundert die Kirche  Iglesia del Divino Salvador. Ursprünglich stand hier die Moschee. Der barocke untere Teil wurde im Zuge einer Modernisierung im 15. und 16. Jahrhundert neu errichtet. Beide Gebäudeteile bestehen aus drei Schiffen und repräsentieren maurische und spanische Kunst. 


An die heute christliche Kirche schließt sich das jüdische Viertel an. Von der Kirche aus kommt man zum Castillo de Veje, vorbei am Convento de las Concepcionistas, einem ehemaligen Frauenkloster, in dem heute das lokale Heimatmuseum untergebracht ist.

Die  maurische Burg Castillo de Vejer de la Frontera stammt aus dem 10. Jahrhundert. Der Eingang in die kleine Festungsanlage führt durch einen typischen Hufeisenbogen. Hier residierten nach der maurischen Periode die bedeutenden Adelsgeschlechter der Gúzman und später der Medinaceli. Leider war bei unserem Besuch die Burg geschlossen. 

 

Vejer de la Frontera ist ein gemütliches und authentisches weißes Dorf, dass sich der Touristen durchaus bewusst ist, aber nicht touristisch daher kommt. Wenn man durch die engen Gassen schlendert, entdeckt man zahlreiche kleine Läden mit Produkten aus der Region,  lokalem Kunsthandwerk und Galerien, die Kunst aus dem Ort anbieten. Dazu nette gleiche Cafés, Kaffeebars und Restaurants- was braucht man mehr? Ein Besuch lohnt und wer einen Abstecher zum Strand machen will, kann dies in El Palmar  oder  Conil de la Frontera tun. Hier gibt es die längsten und breitesten Strände  an der Costa de la Luz und sie liegen nur wenige Kilometer von Vejer de la Frontera entfernt. 

Tipp: Wer mit dem Auto nach Vejer de la Frontera kommt, sollte den großen Parkplatz (ausgeschildert) unterhalb der Stadt an der Touristen-Information nutzen. Bis zur Altstadt sind es nur wenige Meter zu Fuß. 

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